Mittwoch, 18. Juni – Ereignis des Tages: Harry Potter Studios
7 Uhr, der Wecker klingelt. Ich stehe auf und ziehe den Vorhang zurück. Was ist das? Der Himmel ist grau in grau …? Und sind die anderen Dächer da draußen etwa nass? Hat es geregnet? Regen in London? Das ist neu. Kannte ich bisher noch nicht. Ich wusste gar nicht, dass es hier regnen kann. Nun gut, in den Studios ist das Wetter mehr oder weniger egal, aber was machen wir bis dahin? Eigentlich hatten wir geplant, nach Hampstead Heath zu fahren – von dort soll man einen tollen Blick über London haben. Ich glaube, das können wir uns sparen. Müssen wir nachher beim Frühstück wohl neu planen.
Heute gönnen wir uns das Frühstück nicht bei Greggs, sondern bei McD schräg gegenüber. Seit Jahren zum ersten mal wieder ein „Big Breakfast“. Ist immer noch nicht besser als früher. Okay, morgen wieder Greggs.
Und hier fällt mir auch auf, dass Lutz einen schön leuchtenden Sonnenbrand im Gesicht und an den Armen hat. Hihihi … viele Grüße aus Richmond.
Da wir viel Zeit zu füllen haben, bevor es zu den Studios geht, fahren wir ein paar Stationen mit der U-Bahn und laufen dann zum Covent Garden – wo die Geschäfte natürlich erst um 10 Uhr öffnen und wo deshalb noch nichts los ist. Prima, vorgestern Abend hatten die Läden schon zu und heute noch nicht offen. Irgendwie müssen wir besser planen. Von unterwegs aus rufe ich bei Gerhard und bei Susi an. Beide haben heute Geburtstag und da muss man doch gratulieren.
Na gut, da wir nicht wirklich wissen, wohin wir momentan sonst sollen, gehen wir ins British Museum. Auch keine gute Idee. Die haben zwar geöffnet, aber da das Wetter noch nicht so toll aussieht (immerhin sieht man aber durch das große Glasdach, dass die Sonne sich langsam durch die Wolken kämpft), ist hier alles überlaufen. Touristen und Schulklassen in rauen Mengen. Und weil das noch nicht genug Stress ist, ruft mich auch noch mein Chef an wegen eines Problems im Büro. Ich liebe es, wenn ich wichtig bin 🙂
Da uns das Gewimmel hier irgendwann keine Lust mehr macht, ergreifen wir eine Stunde später schon wieder die Flucht.
Mittagessen gibt es dann bei Kentucky Fried Chicken im Bahnhof Victoria (Fast Food zum Frühstück und mittags … es lebe das gesunde Leben). Hier in England haben sie bei KFC Chicken Popcorn (oder heißen die Dinger Popcorn Chicken? Kann ich mir nie merken). Sollten sie unbedingt auch bei uns einführen.
Und da wir jetzt schon am Bahnhof Victoria sind, ist es zur Victoria Coach Station (unser Treffpunkt für die Abfahrt zum Studio) nur ein Katzensprung.
Natürlich sind fast alle pünktlich, aber ebenso natürlich kommen die letzten Fahrgäste erst 15 Minuten zu spät. Ist ja klar. Deppen gibt es überall.
Obwohl die Studios nur etwa 30 Kilometer außerhalb liegen, brauchen wir wegen des dichten Verkehrs fast 1 1/2 Stunden. Bei der Ankunft macht unser Fahrer aber auch gleich klar, dass er für die Abfahrt keine Lust hat, wieder auf ein paar Leute zu warten: wer pünktlich um 19:30 da ist, ist ein Passagier. Wer erst um 19:31 kommt, ist ein Anhalter. Der Mann ist mir sympathisch.
Wie erwartet ist die Studiotour klasse. Da ich mir sicherheitshalber in den letzten Wochen noch mal alle Potter-Filme angeschaut habe, kenne ich meisten Kulissen, Requisiten und Kostüme noch ziemlich gut. Das macht richtig Spaß, sich hier alles live anzuschauen.
Und sie haben es sogar geschafft, Butterbier herzustellen. Okay, etwas süß, aber man kann es trinken.
Große Überraschung nach der Studiotour: alle Mitfahrer sind kurz vor 19:30 da. Hat scheinbar keiner Lust, von hier (mitten in der Pampa) mit dem Taxi für teuer Geld in die Stadt zu fahren.
Auch, wenn uns unser Busfahrer einen Schrecken einjagt, weil er (während wir im Studio waren) den Bus umgeparkt hat – der jetzt hinter einer Hütte steht und vom Studio-Ausgang nicht zu sehen ist. Gut, Lutz und ich sind erschrocken, aber manch anderer Fahrgast kommt mit einem ziemlich panischen Gesichtsausdruck angehetzt. – was uns nun wieder für unseren Schreck entschädigt.
Die Rückfahrt dauert jetzt auch nicht mal eine Stunde. Um diese Zeit ist halt schon deutlich weniger Verkehr.
Der Fahrer unterhält uns während der Fahrt mit netten Geschichten.
Unter anderem wissen wir jetzt zum Beispiel, dass das British Museum hier auch „Das Museum der gestohlenen Kunstwerke“ genannt wird.
Außerdem erklärt er uns, dass ziemlich viele Autos solch weiß-rote Markierungen haben, weil momentan eine Veranstaltung stattfindet, die man „Fußballweltmeisterschaft“ nennt. Wenn wir diese kleinen Flaggen kostenlos haben möchten, dann sollen wir bis Freitag warten, denn dann liegen sie überall am Straßenrand herum. Offensichtlich spielt England am Freitag wieder – und er hat nicht viel Vertrauen in seine Mannschaft.
Zurück im Hotel zeigt mir mein Schrittzähler, dass es heute „nur“ 14.333 Schritte waren. Meine Beine und Füße tun zwar trotzdem weh, aber es hat sich gelohnt.