Denglisch

Bevor ich mit diesem Beitrag den Eindruck erwecke, ich wäre gegen Anglizismen in der deutschen Sprache …
NEIN, ich habe absolut nichts dagegen. Jede Sprache muss sich weiterentwickeln und dazu gehört auch, sich Wörter oder Floskeln von anderen Sprachen auszuleihen und zu integrieren. Dort, wo sie sinnvoll sind, sollen sie ruhig bleiben. Damit anzufangen, anstatt von „Oldtimern“ nur noch von „alten Autos“ zu reden, oder anstatt von „T-Shirts“ von „kurzärmeligen Hemden ohne Knopfleiste“, wäre wohl völlig verkrampft – auch wenn es einige Sprachpuristen gerne so durchsetzen würden.

Muss es aber sein, dass ich immer, wenn ich irgendein Medium einschalte oder aufschlage (egal, ob Fernseher, Radio, Zeitschrift oder Internet), von dumm dahergeblubberten denglischen Worthülsen förmlich erschlagen werde? Das geht dann doch meileinweit an einer sinnvollen Weiterentwicklung der Sprache vorbei.

Perfektioniert wird dieses unsägliche Dampfgeplauder dann bei der Flut von Vorsprech-Sendungen … nein … „Casting-Shows“ auf unseren diversen niveaubekämpfenden Fernsehsendern. Wenn zwischen Dieter Bohlens gebleichten … nein … „gebleachten“ Zähnen inmitten seines turbogebräunten Ledergesichts (oder muss ich hier jetzt „Leatherface“ schreiben?) beim Beleidigen … nein … „Dissen“ seiner Kandidaten eine dieser tollen Phrasen nach der anderen hervorquillt, werden wir nur noch so von dünngeistigen Anglizismen überschwemmt. Aber schließlich kann Herr Bohlen ja auch nichts dafür, wenn all diese Verlierer … nein … „Loser“ kein Lied … nein … keinen „Song“ anständig singen … nein … „performen“ können.
Und spätestens dann, wenn die ganzen dumpfbackigen Kinder und Jugendlichen … nein … „Kids“ im 2-Minuten-Abstand dazu gedrängt werden, für teures Geld per Anruf oder SMS abzustimmen … nein … zu „voten“, damit sie ihr Ziel … nein … „Goal“ erreichen, ihre Favoriten in der Wertungsliste … nein … im „Ranking“ nach oben zu schieben … nein … „pushen“, damit diese als Sieger … nein … „Winner“ dieser Wettkämpfe … nein „Battles“ …  hervorgehen, dann ist die Zeit gekommen, den Fernsher so schnell wie möglich abzuschalten, tut mir leid … nein … „sorry“.

Erinnert sich noch jemand an das Douglas-Debakel vor einiger Zeit? „Come in and find out“
Das ging mit „Komm rein und finde wieder raus“ gewaltig nach hinten los.
Schlecker ging es mit seinem Spruch … nein … „Claim“ auch nicht besser: „For you. Vor Ort.“ Wir alle wissen, wie es dann mit Schlecker weiterging.

Aber scheinbar sind viele Firmen lernresistent und lassen sich von solchen Negativbeispielen nicht abschrecken.
Morgens auf dem Weg zur Arbeit im Radio. Werbung: „C&A: Wir lieben Sale“.

Früher hatten sie Schlussverkauf und Sonderangebote. Heute gibt es  Sale. Aber immerhin passt der wenigstens konsequent zum „Shopping“. Schließlich gehen wir nicht mehr einkaufen, sondern nur noch shoppen.

Wir werden also z. B. durch einen Handzettel … nein … „Flyer“ über die Neuigkeiten … nein … „News“ informiert, dass uns ein Laden … nein … „Shop“ ein ganz besonderes Geschäft … nein … einen ganz besonderen „Deal“ anbietet. Wir überprüfen … nein … „checken“ noch schnell im Internet, ob es sich auch wirklich lohnt. Ja, tut es und da wir viel zu aufgeregt sind, um mit dem Fahrrad … nein … „Bike“ dorthin zu fahren, ohne einen Unfall … nein … „Crash“ zu verursachen, kaufen wir uns eine Fahrkarte … nein … ein „Ticket“ für die U-Bahn, um zu den ersten zu gehören, die dann in der Innenstadt … nein … „City“ beim Billigladen … nein … „Discounter“ zuschlagen können.
Wird da nur mir schlecht oder anderen auch?

Wenn das so weitergeht, dann sollte uns allen klar sein:

Die Sprache der Dichter und Denker bewegt sich in eine glorreiche Zukunft.

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