Bye bye Amazon

Tja, Amazon, ich fürchte, wir werden in Zukunft tatsächlich getrennte Wege gehen, denn ich habe keine Lust mehr, nach Euren Regeln zu spielen.

Gestern (Mittwoch) Abend habe ich bei Euch eine Bestellung aufgegeben – bei beiden Artikeln stand „Lieferung bis Freitag“. Dort stand nicht „Lieferung mit Prime bis Freitag“. Nein, ganz normal einfach nur „bis Freitag.
Und was sehe ich heute? „Versand wird vorbereitet“ und „Lieferung voraussichtlich am Samstag“.
Warum auf einmal am Samstag?
Und was bereitet Ihr jetzt schon vor, wenn Ihr erst übermorgen liefert?
Sorry, mir geht es dabei nicht um einen Tag hin oder her, es handelt sich um nichts, das ich dringend brauche. Aber das sieht nicht nur nach „künstlicher Verzögerung ohne Prime“ aus, das ist künstliche Verzögerung.
Wenn Ihr nicht willens seid, angegebene Lieferterfristen einzuhalten, ohne dass der Kunde Euren Prime-Zuschlag bezahlt, dann bin ich halt nicht willens, aufgegebene Bestellungen einzuhalten und storniere das Ganze wieder. Denn wenn mir jemand dermaßen deutlich unter die Nase reibt, dass ich Töffel gefälligst das zu akzeptieren habe, was man mir vorschreibt, dann kann das leicht in eine gegenteilige Trotzreaktion meinerseits ausarten. (Wie funktioniert nochmal diese physikalische Regel mit Druck und Gegendruck?)

Es tut mir wirklich (ganz ehrlich) leid, das sagen zu müssen, aber in meinen Augen habt Ihr gewaltig nachgelassen. Denn offensichtlich seid Ihr nur noch bereit, guten Kundenservice zu bieten, wenn die Kunden dafür 50 Euro pro Jahr extra bezahlen, Und bitte versucht nicht damit zu argumentieren, dass man dann ja Euren tollen Video-Service dazubekommt. Den brauche ich nicht und den will ich nicht. Und ein Bundle aus „bevorzugtem Versand“ und „Video on Demand“ erscheint mir … naja, drücken wir es mal höflich aus … sowieso nicht unbedingt logisch. Es ist wohl eher so, dass Ihr versucht, etwas mit Gewalt in den Markt zu drücken, was die Leute freiwiliig nicht nehmen. Euer früherer Prime-Versand-Service für 30 Euro pro Jahr (ohne Video) war okay, den habe ich gerne genutzt. Aber das war Euch ja wohl nicht mehr genug. Warum nur 30 Euro verlangen, wenn man auch 50 nehmen kann…?
Schön, dass Ihr jetzt scheinbar langsam anfangt, Euer wahres Gesicht zu zeigen. Euer Marktanteil und Eure Marktmacht sind inzwischen groß genug, Ihr braucht nicht mehr den netten Versandonkel zu spielen.
Prima.
Dann muss ich jetzt im Gegenzug nur noch mit Calibre den Kopierschutz von meinen Kindle-Büchern entfernen, so dass ich diese mit jedem anderen Reader lesen kann und dann spricht nichts mehr dagegen, meinen Account bei Euch komplett zu löschen. Und die Vorbestellung für Euren neuen (eigentlich sowieso überteuerten) Kindle Voyage kann ich dann auch wieder stornieren.
Schade drum, wir hatten früher eine schöne gemeinsame Zeit und ich habe auch wirklich gerne und viel bei Euch bestellt (keine Ahnung, wieviel tausend Euro ich im Laufe der Jahre bei Euch gelassen habe).
Aber offensichtlich hat alles irgendwann ein Ende.

PS: Aber dafür habt Ihr bei Eurem Kleinkrieg mit der Gewerkschaft ver.di meine volle moralische Unterstützung. Wenn sie versuchen, Euch einen Tarifvertrag für den Einzelhandel aufzuzwingen, wehrt Euch. Ihr seid ein Logistiker, kein Einzelhändler. Denn Einzelhändler bieten mehr Service – im Preis inbegriffen.

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