Gestern vor dem Kino war ich mal wieder in Nürnbergs Innenstadt und habe diverse Bekleidungsgeschäfte unsicher gemacht. Ich gebe es zu, ich bin leidenschaftlicher Klamottenkäufer. War ich schon immer und werde ich auch immer sein. Und das Ganze mache ich alleine. Da brauche ich keine Beratung und auch niemanden, der mir dreinredet oder der ungeduldig wartet. Ja, es gibt Sachen, die genieße ich einfach so für mich.
Außerdem macht es dabei unheimlich viel Spaß die ganzen Pärchen (ja, das ist richtig so: ein Paar, aber das Pärchen) zu beobachten. Mir ist nämlich aufgefallen, dass man diese domestizierten Männchen mit ihren dominanten Weibchen (Jungs, findet Euch damit ab: wenn es darum geht, Klamotten zu kaufen, ist in 99 % der Fälle das Weibchen dominant) großteils grob in zwei Kategorien einteilen kann:
1. Die „Er geht mit ihr einkaufen“-Gruppe: Hier geht es darum, dass SIE etwas Neues braucht und ER als gutmütiger Kleiderständer, Vor-der-Kabine-Warter, Richtige-Größe-Bringer und Tütenschlepper zweckentfremdet wird. Dementsprechend läuft sie dabei auch grundsätzlich vorneweg und unterwegs fliegen ihr nahezu selbständig von diversen Kleiderständern/Verkaufstischen oder aus unterschiedlichen Stapeln im Regal verschiedene Kleidungsstücke zu, die sie bis zur Umkleidekabine an ihn weitergibt, damit ihr Muli sich auch wirklich auf sie konzentriert und gar nicht erst auf die Idee kommt, eventuell anderen Mädels hinterherzuschauen. Was er dann später natürlich trotzdem macht, denn schließlich hat er dafür genügend Zeit, wenn er gottergeben vor der Umkleide ausharrt, bis sie alle potentiellen Einkäufe durchprobiert hat. Wobei er selbst dann noch nicht unbedingt ungestört fremdgucken kann, weil immer wieder mal ein Arm mit einem zu kleinen/großen Kleidungsstück aus den Tiefen hinter dem Vorhang auftaucht, das in der richtigen Größe besorgt werden muss. Als wüsste er noch, wo im Laden diese Dinger herumhängen/liegen.
Später an der Kasse darf natürlich er den ganzen Wust bezahlen und auch die Tüten für den Rest des Einkaufs spazierentragen. Denn schließlich braucht SIE all diese Sachen ja nur, um für IHN gut auszusehen.
Irgendwie fällt es einem da schwer, den urzeitlichen Jäger und Stammeshäuptling wieder zu erkennen.
2. Die „Sie geht mit ihm einkaufen“-Gruppe. Hier geht es darum, dass IHRER Meinung nach ER etwas Neues braucht und deshalb geht SIE mit IHM einkaufen. Denn schließlich hat er ja keinen Geschmack.
Das ist die Erniedrigung der Männerwelt in Reinkultur. Es gibt fast nichts armseligeres als einen Trottel, der neben seiner Frau/Freundin/Lebensgefährtin steht, die mitten im Geschäft reihenweise Kleidungsstücke (von denen sie denkt, dass sie ihm stehen würden – er selbst hat ja keinen Geschmack) an ihn ranhält, um zu gucken, wie es aussieht. Männer, geht es nicht noch peinlicher? Wie? Ahja, natürlich geht es. Und zwar einige Minuten später, wenn die durch-den-Laden-geh-und-dabei-Kleidungsstücke-an-ihn-ranhalte-Orgie vorbei ist und man sich auf den Weg zur Umkleide gemacht hat. Dann steht der Töffel nämlich in der Kabine und zwängt sich in die verschiedenen Teile, die sie ausgesucht hat, während sie bei teilweise aufgerissenem Vorhang halb vor, halb in der Kabine steht, ihn beobachtet und dabei lautstarke Kommentare von sich gibt, damit er (ohne Geschmack) die Sachen am Ende nicht noch falsch herum anzieht.
Später an der Kasse, bezahlt natürlich er für das Ganze (sind ja schließlich seine Sachen) und zur Belohnung, weil sie so geduldig mit ihm war wird jetzt entweder noch etwas für sie gekauft oder man geht zumindest noch schön gemeinsam essen – was dann natürlich auch von ihm zu bezahlen ist.
Ja, es spricht schon viel dafür, dass ich grundsätzlich alleine zum Einkaufen gehe …
PS: Eine Bitte noch: Mädels, wenn Ihr anstatt mit Eurem Mann/Freund/Lebensgefährten mit Eurer besten Freundin (oder schlimmer noch: mit Euren besten Freundinnen) einkaufen geht. dann gewöhnt Euch ver$#*%&§-nochmal ab, mit Euren Armen voller Probier-Klamotten die Männer-Umkleide zu verstopfen. Nein, es macht uns Männern keinen Spaß, 10 – 15 Minuten auf eine freie Kabine zu warten und während wir dann zwei Hosen probieren, dem Gegacker hysterischer Schnepfen nebenan zu lauschen – oder aus den Kabinen erst mal einige Stapel nicht passender, zurückgelassene Frauen-Kleidungsstücke rauszuräumen, damit wir Platz haben. Und nein, wir mögen es auch nicht, wenn die Kabinen nach Chanel Nr. 38 riechen als wäre die Wand zum Douglas nebenan undicht.
Wie, Ihr habt keine Lust, Euch bei der Frauen-Umkleide anzustellen, weil man da immer so lange warten muss? Dann fragt Euch mal, warum das so ist.
(Neulich bei Zara hat der Verkäufer doch tatsächlich einen Trupp Mädels zur Anprobe wieder nach oben in die Frauenabteilung geschickt. Ihr Protest war energisch, aber zwecklos. Was habe ich gegrinst.)