Ich hätte ja nie vermutet, dass ich jemals im Winter meine Joggingsachen anziehen und zum Laufen rausgehen würde.
Gut, früher hätte ich auch nie gedacht, dass ich mich überhaupt mal fürs Laufen begeistern könnte. Aber so ein kleiner Schlaganfall ist dann doch ein Anreiz, umzudenken.
Damit angefangen (mit dem Laufen, nicht dem Schlaganfall) habe ich im Juni 2013 und da ich zu dieser Zeit alles andere als in Form war, lief ich sicherheitshalber daheim auf meinem Laufband. Nichts ist peinlicher, als loszulaufen, nur um dann 10 Minuten später keuchend umzukehren. Nein, da ist es sinnvoller, erst zumindest eine gewisse Grundfitness aufzubauen. Da es aber etwas länger dauerte, bis ich diesen Level hatte, blieb ich gleich bis zum nächsten Frühjahr auf dem Laufband in der Wohnung. (Welche Idioten laufen auch im Winter draußen rum?) Das hat außerdem den Vorteil, dass man beim Laufen nebenher fernsehen kann. Auf die Art lohnte sich wenigstens das Watchever-Abo.
Die ersten draußen-Laufeinheiten gab es dann im April 2014. Und siehe da … auf einmal erschloss sich ein ganz neues Lauferlebnis. Das machte ja sogar deutlich mehr Spaß – auch ohne Fernseher. Einfach nur mit Musik im Ohr die wechselnde Landschaft zu genießen, die auf- und ab-Herausforderungen der natürlichen Landschaft anzunehmen und dann nicht (wie auf dem Laufband) einfach aufzuhören, wenn man glaubt, nicht mehr zu können – weil man ja immer erst mal noch nach Hause laufen musste. Und irgendwann war es dann auch kein Problem mehr, 10 Kilometer zurückzulegen. Ja, daran konnte man sich im Frühjahr/Sommer/Herbst wirklich gewöhnen.
Die Sache war nur, dass der Herbst irgendwann vorbei war und der Winter kam. Mitsamt Temperaturen um den Gefrierpunkt und ab Weihnachten mit Schnee. Was nun? Aufs Laufen draußen verzichten und wieder nur das Laufband verwenden? Nö, dazu hatte ich nur wirklich keine Lust. Also versuchte ich einfach mal, wie das bei schlechteren Witterungsverhältnissen klappte. Die einzige Regel, die ich mir gab: von oben muss es trocken sein. Also weder bei Regen noch bei Schneefall. Und ich war überrascht, wie gut das ging. Die Kälte störte vielleicht in den ersten paar Minuten, aber sobald der Körper auf Betriebs- (sprich: Lauf-) temperatur war, lief es wie von selbst (man entschuldige bitte das alberne Wortspiel). Ob bei Matsch oder Schnee … alles kein Problem. Beschwert haben sich allenfalls meine neuen Laufschuhe (weil sie schon nach der ersten Runde alles andere als neu aussahen) und meine Kleidung (wenn ich bis zum halben Rücken rauf mit Dreck vollgespritzt war). Ja. man sollte sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Schuhe und Klamotten danach aussehen könnten wie Sau.
Ich denke mal, dass ich wohl weiterhin nur noch in seltenen Ausnahmefällen auf mein Laufband zurückgreifen werde, denn es ist wirklich toll, die gewohnte Laufstrecke auch zu einer ungemütlicheren Jahreszeit zu erleben.